Charlotte Knobloch, u.a. Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.
photo taken by Michael Lucan
Frau Knobloch stammt aus einem gut bürgerlichen Elternhaus in München. Da sie Jüdin ist, wurde sie während der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten auf einem Bauernhof in Mittelfranken getarnt als uneheliches Kind einer Bäuerin versteckt und überlebte so den Holocaust.
Nachdem der Zweite Weltkrieg vorbei war, kehrte sie in ihre Heimatstadt München zurück. Da sie auf dem Land nur im Winter in die Schule ging, hatte sie das Bildungsniveau einer Grundschülerin. Da ihr Vater Anwalt war, hegte sie den Wunsch ebenfalls in diesem Berufsfeld tätig zu werden und deshalb nahm sie bei der Aufnahmeprüfung der Riemerschmid-Handelsschule teil. Da ihre bisherige Schulausbildung lückenhaft war, fiel ihr die Aufnahmeprüfung nicht leicht. Das Lehrerkollegium plädierte jedoch wegen ihres Aufsatz, "Die Liebe zu Tieren" dafür, Charlotte auf Probe aufzunehmen. Natürlich musste sie Nachhilfe in Stenographie und Rechnen nehmen. Damals waren Stenographie, Maschinenschreiben und Buchführung die herausragenden Fächer an dieser Schule. Da Frau Knobloch dann hervorragend in den Fächern war, schaffte sie die Probezeit. Nachdem sie die Probezeit geschafft hatte, dachte sie darüber nach, Reporterin zu werden. Leider gab es auch immer noch Schwierigkeiten mit den Lehrern wegen ihres Glaubens. Vor allem ihre Lehrerin im Fach Stenographie Frau Gelius habe ihre ewiggestrigen Überzeugungen noch immer „in den Unterricht eingebracht”. Sie wurde 1938 unter Hitler Europameisterin im Speerwurf und nahm auch an den Olympischen Spielen in Berlin 1936 teil. Für Frau Knobloch gab es dadurch eine Zeit, wo sie manchmal nicht mehr in die Schule gehen wollte. Nur der damalige Direktor kannte die Vergangenheit von Charlotte Knobloch.
Frau Knobloch absolvierte dennoch nach drei Jahren an der damaligen Riemerschmid-Schule ihre Abschlussprüfung und verließ die Schule.
Tabea Fromm