Das jüdische Zentrum: ......................... ..............
Die neue Synagoge Ohel Jakob
Das jüdische Zentrum, das aus einer Hauptsynagoge, einem Kultur- und Gemeindehaus und einem jüdischen Museum besteht, liegt am Jakobsplatz in der Innenstadt von München. Der Grundstein wurde am 09. November 2003 gelegt und am 09. November 2006 ist die Synagoge eröffnet worden. Das Kultur- und Gemeindehaus sowie das jüdische Museum wurden im Frühjahr 2007 eröffnet.
München ist nach Berlin und vor Frankfurt das zweitgrößte jüdische Zentrum Deutschlands.
Die Synagoge besteht unter anderem aus einem 28 Meter hohen Sockel, der an den ersten Jerusalemer Tempel erinnern soll. Darüber befinden sich in einem quaderförmigen Oberlicht ineinander verschachtelte Davidsterne aus Stahl, die man erkennen kann, wenn man seinen Gedanken freien Lauf lässt. Das Oberlicht soll tagsüber Licht in die Synagoge einlassen und nachts Licht in die Umgebung abgeben. Auf dem Portal der Synagoge befinden sich in hebräischer Schrift die Anfangsbuchstaben der zehn Gebote. Normalerweise dient dieses Portal als Eingang in die Synagoge, aber wegen den Sicherheitsvorkehrungen wird man durch das Gemeindehaus in die Synagoge geführt. Im Keller des Gemeindehauses befindet sich ein 32 Meter langer Gang, der direkt in die Synagoge führt und der mit einer fast so langen Erinnerungstafel mit 4000 Namen von ermordeten und deportierten Juden aus München versehen ist. Bevor man nun in die Synagoge hineingeht, müssen die Männer eine Kopfbedeckung – Kippa – aufsetzen, denn nach ihrem Glauben bedeutet diese Kippa, dass es eine höhere Instanz über dem Menschen gibt. Frauen müssen diese Kippa nicht tragen. Genauso müssen sie auch nicht in die Synagoge gehen.Die Männer hingegen sollten dreimal am Tag in der Synagoge beten.
Wenn man die Synagoge betritt, findet man rechts und links etwas höher gelegene Ränge und in der Mitte einfache Sitzplätze. Da diese Synagoge orthodox ist, müssen die Frauen auf den Rängen und die Männer in der Mitte sitzen. In der Mitte der Synagoge befindet sich das Lesepult. Da das Lesepult in der Mitte steht, müssen sich die Männer bei der Platzauswahl entscheiden, ob sie sich näher am Lesepult (Bima), also näher am Rabbiner, oder ganz vorne gleich vor dem Tora-Schrein aufhalten wollen. Der Tora-Schrein, in dem die Tora für den Gottesdienst untergebracht wird, liegt in Richtung Osten. Vor ihm brennt das ewige Licht, das an das Licht im Tempel von Jerusalem erinnern soll. Rechts und links vor dem Tora-Schrein sitzen der Rabbiner und der Kantor. Sämtliche Leuchter (Menora), die in der Synagoge platziert sind, bestehen nicht mehr aus sieben Armen, sondern aus sechs Armen; denn der siebenarmige Leuchter dürfte nur noch in dem Jerusalem Tempel brennen. Der fehlende Arm jedoch soll an die 6 Millionen Juden erinnern, die ihr Leben verloren haben.
Beim Verlassen der Synagoge sieht man in hebräischer Schrift links und rechts neben dem Ein- bzw. Ausgang als Inschrift die 12 Stämme der Juden.
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Daten zur neuen Synagoge:
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Legung des Grundsteins am 09.11.03 , Eröffnung am 09.11.06.
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Sie ist die zweitgrößte Synagoge Deutschlands und gehört zu dem jüdischen Gemeindezentrum, das aus dieser Hauptsynagoge, einem Kultur- und Gemeindehaus und einem jüdischen Museum besteht.
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Sie wurde als orthodoxe Synagoge von einem Architektenteam aus Saarbrücken entworfen.
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Der Sockel des 28 Meter hohen Gebäudes symbolisiert einen Tempel im Zeichen des Stabilen und des Bleibenden. Darüber thront ein kubusförmiges Oberlicht als Sinnbild für das Stiftszelt der Juden während der Wüstenwanderung.
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Die zwölf Meter hohe Glaskonstruktion besteht aus vielen Dreiecken, die auch als Davidsterne gelesen werden können. Das Gebäude ist mit einem kupferfarbenen Metallnetz verhängt.
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Symbolhaft lässt das Oberlicht tagsüber Licht ein und verwandelt sich nachts in eine weithin sichtbare Lichtkrone. Es befindet sich ein unterirdischer Gang, der zum jüdischen Zentrum führt. Hier ist eine 32 Meter lange Gedenktafel angebracht, die an die ca. 4 000 ermordeten und deportierten Juden aus München erinnert.
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Der 9. November:
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Frau Charlotte Knobloch, hatte bewusst den 9. November 2006 als Datum für die Eröffnung der neuen Synagoge Ohel Jakob gewählt, denn in der Pogromnacht von 1938 hatten die Nationalsozialisten die alte Ohel-Jakob-Synagoge der orthodoxen Juden in der Herzog-Rudolf-Straße völlig zerstört. 68 Jahre nach diesem barbarischen Akt ist jüdisches Leben wieder sichtbar in der Mitte der Stadt verankert.
Deutschland im Frühjahr 1945: Der Krieg war beendet und das Land stand vor den physischen, seelischen und geistigen Trümmern von zwölf Jahren Nazi-Herrschaft. Fast sechs Millionen Juden in ganz Europa wurden im Holocaust auf grausamste Weise ermordet – nur wenige konnten sich vor den Nazis verstecken, ihre Identität verbergen oder sich rechtzeitig ins Ausland retten. In Bayern hatten 1933 etwa 42.000 Juden gelebt – von ihnen blieben nur rund 1.600 am Leben. Vor Hitlers Machtübernahme hatten in München mehr als 12.000 Juden gewohnt. Nach der Shoa schrumpfte ihre Zahl auf 430. Auch nach dem Ende des Nazi-Terrors sahen sich die wenigen überlebenden Juden immer noch einer weitgehend feindlich gegen sie eingestellten Umgebung gegenüber.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die aufkeimende Hoffnung der Juden nach Gerechtigkeit und würdevoller Behandlung durch ihre Mitmenschen schnell wieder erstickt: Der Nationalsozialismus in Deutschland war zwar mit dem 8. Mai 1945 beendet, aber das braune Gedankengut längst nicht auf Kommando verschwunden. Es lebte in den Köpfen vieler Deutscher weiter. Bis zum Ende der 50er-Jahre durchlebte Deutschland eine Phase, in der sich ein versteckter Antisemitismus immer deutlicher zeigte.
Manifest wurde er z. B. durch Schädigungen jüdischer Friedhöfe: Die ersten gab es direkt nach dem Krieg, aber auch danach kam es bis heute immer wieder zu Hakenkreuz-Schmierereien auf jüdischen Gräbern. Während der größten Welle antisemitischer Aktionen im Nachkriegs-Deutschland wurden 1959 nicht nur Friedhöfe geschändet, sondern auch ein Anschlag auf die Kölner Synagoge verübt.
International erregte das große Aufsehen.
Der damalige Bundeskanzler Adenauer traf sich ein Jahr darauf in New York mit dem israelischen Premier Ben-Gurion. Es war ein erster Schritt der Annäherung zwischen Israel und Deutschland. Aber erst 1965 kam es zur Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten.
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